Was ist ganzheitliches Gedächtnistraining?

buntes Gehirn
Gedächtnistraining_Senninger

Ich werde immer wieder gefragt, was genau in einem Gedächtnistraining gemacht wird. Viele verbinden mit Gedächtnistraining das Besser-Merken. Das Erinnern ist jedoch nur ein Teil davon.

Ganzheitlich von Kopf bis Fuß

Ganzheitliches Gedächtnistraining ist eine Methode des Trainings des menschlichen Gehirns, die darauf abzielt, die verschiedenen Bereiche des Gehirns zu stimulieren und zu verbessern. Die Methode umfasst eine Vielzahl von Übungen, die sich auf verschiedene kognitive Funktionen konzentrieren, wie beispielsweise das Erinnerungsvermögen, die Konzentration, die Wahrnehmung, die Logik, die Wortfindung, das Überlegen und Entscheiden, das Ordnen und die Kreativität. Das Training beinhaltet in der Regel eine Kombination aus körperlichen, geistigen und sozialen Aktivitäten, um eine ganzheitliche Entwicklung zu fördern. Die Entspannung sowie die Bewegung nehmen auch sehr wichtige Funktionen in der Leistungsfähigkeit unseres Gehirns ein.

Das Ziel des Trainings

Das Ziel des ganzheitlichen Gedächtnistrainings ist es, das Gedächtnis und die geistigen Fähigkeiten zu verbessern, die kognitive Flexibilität zu erhöhen und die Informationsverarbeitungstiefe zu fördern (das vernetzte Denken) und dadurch die Lebensqualität zu steigern und die soziale Verbundenheit zu stärken.

Was bewirkt Gedächtnistraining?

Unser Gehirn ist ein Mysterium an Genialität. Es löst komplexe Aufgaben unglaublich schnell und effizient. Gedächtnistraining kann verschiedene positive Auswirkungen auf das Gehirn und die geistige Gesundheit haben. Einige der wichtigsten Vorteile von Gedächtnistraining sind:

  1. Verbessertes Gedächtnis: Das offensichtlichste Ergebnis von Gedächtnistraining ist die Verbesserung des Sich-Merkens. Das Gehirn wird stimuliert, um neue Informationen effektiver aufzunehmen und zu speichern. Dies kann besonders nützlich sein, wenn es darum geht, Namen, Gesichter, Termine oder andere wichtige Informationen zu merken. Und wer möchte nicht sich leichter und schneller was merken?
  2. Erhöhte kognitive Leistung: Durch regelmäßiges Gedächtnistraining wird das Gehirn stimuliert und trainiert, was zu einer besseren kognitiven Leistung führen kann. Konzentration, Aufmerksamkeit, logisches Denken und (kreative) Problemlösungsfähigkeiten können verbessert werden. Durch das ganzheitliche Training werden alle Gehirnregionen aktiviert und die Zellen erweitern und erneuern sich. Wie wär es mit einem frisch durchgelüfteten Raum? Versorge dein Gehirn ebenfalls mit frischem Sauerstoff und neuen Herausforderungen.
  3. Verzögerung von altersbedingten geistigen Beeinträchtigungen: Gedächtnistraining kann dazu beitragen, den altersbedingten Verlust kognitiver Fähigkeiten zu verzögern. Studien haben gezeigt, dass ältere Erwachsene, die regelmäßig ihr Gehirn trainieren, ein niedrigeres Risiko für Gedächtnisverlust und Demenz haben.
  4. Verbessertes Selbstvertrauen: Wenn sich die geistigen Fähigkeiten verbessern und mehr Informationen im Gedächtnis behalten werden, kann dies zu einem gesteigerten Selbstvertrauen und einem positiveren Selbstbild führen. Und Lernen von neuen Sachen und sich Erinnern ist ein Erfolgserlebnis, welches Glückshormone freisetzt
  5. Reduzierter Stress: Gedächtnistraining kann auch dazu beitragen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Durch die Konzentration auf eine mentale Herausforderung, wird der Geist von Stress und Sorgen abgelenkt und er kann sich entspannen.

Insgesamt kann Gedächtnistraining dazu beitragen, die geistige Gesundheit zu verbessern, das Gedächtnis zu verbessern, die kognitiven Fähigkeiten zu steigern und das Selbstvertrauen zu erhöhen. Regelmäßig absolviertes Gedächtnistraining stärkt dein gesamtes Immunsystem und macht dich stabiler bzw. resilienter.

Für wen ist es geeignet?

Viele Menschen möchten ihr Gehirn nach (altersbedingten) Gedächtnis-Problemen trainieren, um besser lernen zu können und sich besser an Informationen zu erinnern, sei es für den Schulunterricht, das Studium oder den Beruf. Es gibt auch eine wachsende Nachfrage nach spezifischen Arten von Gedächtnistraining, wie zum Beispiel dem Erlernen von Techniken zum Auswendiglernen von Texten oder dem Training des Arbeitsgedächtnisses, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Es besteht ein Interesse, seine geistigen Fähigkeiten zu bewahren oder zu steigern, um in unterschiedlichen Bereichen seines Lebens effektiver zu sein. Ob das nun die Großmutter ist, die seinem Enkel bei der Hausübung helfen muss, der Unternehmer, der seine Zahlen besser im Kopf behalten will oder die Person, die präventiv gegen Alzheimer arbeiten möchte. Die Informationsflut nimmt zu und wir fühlen uns schneller erschöpft und überlastet. Neben der Erhaltung bzw. Steigerung der geistigen Fitness gehört auch die Reaktivierung nach einer Erkrankung dazu.

Ein tägliches Gedächtnistraining mit abwechslungsreichen Übungen kann nicht nur Senioren dabei unterstützen, geistig fit zu bleiben und ihre Leistungsfähigkeit im Alltag aufrechtzuerhalten. Jeder, unabhängig vom Alter, kann von diesem Training profitieren.

Welche Übungen gibt es für das Gedächtnistraining?

Es gibt viele verschiedene Arten von Übungen für Gedächtnistraining, die auf verschiedene kognitive Fähigkeiten abzielen können.

Einige der häufigsten Übungen für Gedächtnistraining sind:

  1. Wiederholung: Diese Übung beinhaltet das bewusste und wiederholte Aufsagen oder Schreiben von Informationen, um sie im Gedächtnis zu behalten. Der Lernrhythmus ist dabei entscheidend: 7-8 Informationen werden für 20 Sekunden gespeichert, nach 40 min. erfolgt die erste Wiederholung, nach 24 Stunden erfolgt die 2. Wiederholung, in den nächsten 3 Tagen eine 3.-5. Wiederholung. Wenn der Lernstoff nach einem Monat und dann nochmals nach einem halben Jahr durchgegangen wird, ist die Information zu 95 Prozent im Langzeitspeicher verankert.
  2. Assoziationen: Diese Übung beinhaltet das Herstellen von Verbindungen zwischen verschiedenen Informationen, um sie leichter zu merken. Beispielsweise kannst du dir bestimmte Bilder oder Geschichten einfallen lassen, die dir helfen, dich an bestimmte Fakten oder Daten zu erinnern.
  3. Puzzles und Spiele: Diese Übung beinhaltet das Lösen von Rätseln, Puzzles oder anderen Spielen, die das Gehirn fordern und stimulieren. Beispiele hierfür sind Kreuzworträtsel, Sudoku, Schach, Memory, Scrabble oder Geschicklichkeitsspiele.
  4. Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, das Gehirn zu stimulieren und das Gedächtnis zu verbessern. Aktivitäten wie Tanzen oder Yoga können auch das Gleichgewicht und die Koordination fördern, was ebenfalls eine wichtige Rolle für die geistige Gesundheit spielt.
  5. Lernen neuer Fähigkeiten: Das Erlernen neuer Fähigkeiten oder Hobbys, wie z.B. Musik, Malen oder Sprachen, kann dazu beitragen, das Gehirn zu stimulieren und neue Synapsen im Gehirn zu schaffen. Dies trägt auch bei, das Gedächtnis und die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern.

Es ist wichtig zu beachten, dass Gedächtnistraining nicht nur aus einer bestimmten Übung besteht, sondern aus einer Vielzahl von Aktivitäten, die das Gehirn herausfordern und stimulieren. Eine Kombination aus verschiedenen Übungen und Aktivitäten kann dazu beitragen, das Gedächtnis und die geistigen Fähigkeiten auf ganzheitliche Weise zu verbessern.

Wichtig sind die Aufwärm- und Dehnübungen. Diese Übungen sind Teil des ganzheitlichen Gedächtnistrainings und Aktivieren unser Gehirn bzw. fördern unsere Konzentration. Dies kann eine Gehirnjogging-Übung sein (eine Aufgabe oder etwas Neues tun wie rückwärtsgehen) oder eine körperliche Koordinationsübung. Dabei wird die Durchblutung des Gehirns aktiviert, die Reizübertragung in den Synapsen erhöht und insbesondere die Bildung von Dendriten angeregt. Dies führt zu einer stärkeren Vernetzung der Nervenzellen. Untersuchungen zeigen zudem, dass diese Übungen älteren Menschen helfen können, auch im fortgeschrittenen Lebensalter geistig fit zu bleiben.

Merktechniken im Gedächtnistraining

Die Lern- und Gedächtnisleistungen können durch geeignete Merktechniken und Merkstrategien, auch Mnemotechniken genannt, erheblich gebessert werden.

Unter räumliche Mnemotechniken wird verstanden:

  • die Loci-Methode
  • Schlüsselwortmethode (mit Gedächtnisketten arbeiten)
  • Zahl-Reim-System um sich Zahlen besser zu merken
  • Zahl-Form-System um sich Zahlen besser zu merken
  • Major System um sich Wörter statt Zahlen zu merken
  • Lernkarten
  • Gedächtnis-Paläste erstellen, um sich Sachen zu merken oder auch bestimmte Reihenfolgen zu speichern

Grafische Mnemotechniken:

  • Zeichnen und Skizzieren
  • Mind Mapping
  • Bildflussmethode (ganz nach dem Satz “ein Bild sagt mehr als 1000 Wörter”)

Verbale Techniken:

  • Akronyme
  • Aufzeichnungen

Abschließend ist anzumerken, dass jedes gute Gedächtnistraining die Individualität des Teilnehmenden berücksichtigen muss. Jedes Gehirn ist einzigartig und bringt individuelle Fähigkeiten und Talente mit sich, um einen optimalen Erfolg zu erzielen.

Es gilt im Allgemeinen: Nur was uns fordert, und neu ist, macht uns stark! Jeden Tag Kreuzworträtsel zu lösen, trainiert lediglich unsere Routine und ist kein ganzheitliches Gedächtnistraining.

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